Ein grundloses Lächeln wenn mir mein Stündlein schlägt

Veröffentlicht am 25. November 2024 um 13:39

Always Look one the bright side of life, oder so...

Foix, zwei Gassen weiter.

Unter den drei Türmen der Burg, unter Felsen und Fenstern, Laternen und Bäumen nehme ich auf einer Holzbank Platz, in Erwartung eines Cafe au Lait. Trockene Blätter stolpern vor mir über das Pflaster. Der Wind schwingt mit zarter Hand seinen Besen. Wieder klappert Geschirr, plappern Köpfe, verbindet Essen und Trinken die Leute, ungeachtet der Gesichter, die sie sich malen.

Un Cafe au Lait, Monsieur. Merci beaucop.

Mit meinem Büchlein und dem Kaffee überkommt mich ein französisches Gefühl. So als würde ich dazugehören, so als wäre ich Rotwein, Baguette und Fromage. In dieses Bild gegossen, teil der akzentuierten Melodie des Place de Pyrenee. Dabei greife ich freudvoll nach jedem mir verständlichen Wortfetzen wie nach einem vorbei schwebenden Luftballon, ohne jeden Kontext, bunte Blasen einer Geschichte, die ich mir beliebig zusammenreimen darf. Die Turmuhr schlägt, faltet einen neuen Moment auf. So wie einst die Zuckungen unter Erdmutters Haut dieses Gebirge. Felsgiganten um uns Menschlein her, die so tun, als wären sie schon immer da und bis in alle Ewigkeit. Amen. Doch sie kommen und gehen, wie Gletscher, wie Meere, Ebbe und Flut. Wie französische Gefühle, wie morsches Laub, Luftballons und Glockenschläge.

Gott ist, wenn man die Entfernung wegnimmt. Ewigkeit ist, wenn man die Zeit entfernt. Erleuchtung ist, wenn man in sich selbst ersternt. Wenn das Gefängnis der Persönlichkeit niederbrennt, in dessen Mauern man hineingepfercht wurde und dessen Gitterstäbe man selbst einließ. Alle Ängste und Begierden verglühen, jedes Geländer bricht weg, Landkarten zerfallen zu Staub. Grenzenlosigkeit bis einem schwindelig wird vor soviel Möglichkeit. Alles wird zu Kompost. Kompost wieder zur Form. Zu Porzellan. Zur Bohne. Zu Fingern und zur Hand.

Ich halte mich an meiner Kaffeetasse fest. So würzig und warm. So cremig selbstgefällig, strahl ich ein Lächeln aus. Einfach so. Ein Lächeln braucht keinen Grund. Ach wäre es doch schon mein letztes Stündlein, dass da geschlagen hätte! Dann wäre es ein bisschen schade, aber auch ein bisschen schön, denn mit so einem Gesichtszug lässt sich doch der letzte Streich gut vollbringen.

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